Die feierliche Überreichung und Ehrung der Nobelpreise findet immer erst am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, in Stockholm statt. Doch bereits jetzt im Oktober werden die Träger des Nobelpreises bekanntgegeben.
Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, stiftete nahezu sein gesamtes Vermögen an eine zu gründende Stiftung, die jedes Jahr Preise für WissenschaftlerInnen und FriedensaktivisitInnen, die sich in besonderem Maße für die Menschheit einsetzen, vergeben – die Nobelpreise.
Medizin-Nobelpreis an Entdecker der Mikro-RNA
Den Auftakt machte der Nobelpreis in Medizin. Am Montag wurden die beiden Gewinner bekanntgegeben: Victor Ambros und Gary Ruvkun. Die beiden Wissenschaftlicher entdeckten die Mikro-RNA, kleine RNA-Moleküle, die grundlegend dafür seien, wie sich Organismen entwickeln, wie das Nobelkomitee schreibt.
Forschung, die künstlicher Intelligenz den Weg bereitete, wurde am Dienstag mit dem Physik-Nobelpreis geehrt. Die Preisträger sind der amerikanische Forscher John Hopfield, der in Princeton lehrt, und sein kanadischer Kollege Geoffrey Hinton von der Universität Toronto. Beide erforschten artifizielle neuronale Netzwerke und legten somit den Grundstein für die heutige KI. Geoffrey Hinton wurde allerdings auch dafür bekannt, dass er davor warnte, wie die Technik angewendet werden könnte. Im vergangenen Jahr verließ er Google, um ungehindert die momentanen Entwicklungen innerhalb des Bereichs der Künstlichen Intelligenz – und somit auch Google – kritisieren zu können.
Am Mittwoch gab die Königliche Wissenschaftsakadamie, Kungliga Vetenskapsakademien, die Preisträger in Chemie bekannt. Es waren deren drei. Die eine Hälfte des mit ungefähr 1 Million Euro dotierten Preises ging an die Briten Demis Hassabis und John Jumper für ihre Forschung über die Struktur und die Formen von Proteinen, die wegweisend ist, um zu verstehen, wie Proteine genau funktionieren. David Baker aus den USA erhält die andere Hälfte des Preises. Ihm war es geglückt, selbst neue Proteine zu bauen.
„Glänzende Entscheidung“ beim Literaturnobelpreis
Der Nobelpreis, der oft besonders viel Aufmerksamkeit erregt, ist der Literaturnobelpreis. Am Donnerstagmittag gab das Nobelkomitee den Namen der Siegerin bekannt. Dass es – nach zwei Siegern aus Europa in den vergangenen beiden Jahren – einen außereuropäischen Preisträger geben würde, war recht sicher. So kam es auch: Han Kang aus Südkorea wird für ihr schriftstellerisches Werk ausgezeichnet. Viele ihre Bücher sind noch nicht ins Deutsche übersetzt worden, was sich nun wahrscheinlich ändern wird. Bekannt geworden ist sie in Deutschland mit ihrem Roman „Die Vegetarierin“, in der sich die Protagonistin entscheidet, fortan vegetarisch zu leben, und sich dabei so manisch in diese Idee hineinsteigert, dass sie irgendwann selbst zur Pflanze werden will.
Eine „glänzende Entscheidung“, wie die Süddeutsche Zeitung titelt.
Friedensnobelpreis an japanische Anti-Atomwaffenorganisation
Am Freitag gingen dann alle Blicke nach Oslo, wo traditionell der Friedensnobelpreis verkündet und vergeben wird. Geehrt mit dem Nobelpreis für besonderen Einsatz für den Frieden in der Welt wird die japanische Organisation Nihon Hidankyo. Diese Graswurzelbewegung aus Überlebenden der beiden Atombombenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkriegs setzt sich für eine Welt ohne atomare Waffen ein. Gerade in Zeiten, in der ein russischer Diktator immer wieder mit der Atomkarte spielt, ist dies ein klares Zeichen des Nobelkomitees.
Und schließlich gab es noch den Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaft. Das ist kein Preis, den Alfred Nobel in seinem Testament ausgelobt hat, sondern er kam erst später hinzu und wird von der Sveriges Riksbank, von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Die Preisträger sind Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson. Die drei Ökonomen untersuchen in ihren Forschungen, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken, wie es in der Begründung heißt. Sie erforschen dabei, wie das Agieren von Institutionen für Wohlstand sorgen können – oder eben auch nicht. Darin haben sie einen Erklärungsansatz für die gravierenden Wohlstandsgefälle in der Welt erarbeitet.