Der Eurovision Song Contest in Malmö ist zu Ende. Für die deutschsprachigen Länder gab es verschiedenste Emotionen. Die Enttäuschung groß war in Österreich. Kaleen landet mit „We will rave“ auf dem 24. Platz. Nach der Disqualifizierung des Holländers Joost Klein bedeutete dies den vorletzten Platz. Ein Aufatmen ging hingegen durch Deutschland. Nicht Letzter, nicht einmal Vorletzter, sondern einen respektablen 12. Platz holte sich Isaak mit dem Song „Always on the Run“. Zwar wurde Isaak vom Publikum nur mit wenigen Punkten versehen, kam aber bei den Jurys gut an. Riesige Freude hingegen in der Schweiz: Nemo, ohne schon Topkandidat bei den Buchmachern, gewann mit „The Code“. Der nächste ESC wird somit in der Schweiz stattfinden.
Schweden schnitt ab wie erwartet. Nicht schlecht, aber auch deutlich unter dem, was für Schweden möglich sein kann. Das Duo Marcus & Martinus landete am Ende auf Rang 9.
Kritik an den Ausrichtern
Noch während der Show gelang es „Nemo“, den Siegerpokal aus Glas (hergestellt von Kosta Boda), in zwei Teile zu zerbrechen. Und vielleicht ist das das Bild, das von diesem ESC-Finale in Malmö bleibt. Es ist etwas kaputtgegangen. Die Kritik am Veranstalter ist jedenfalls im Nachgang groß. Mehrere Künstlerinnen und Künstler kritisierten, dass es hinter der Bühne überhaupt nicht um „Love“ und „united“ ging, wie es der ESC oftmals ja darstellen will. Der israelische Act wurde nicht nur auf offener Bühne ausgebuht, was die Produzenten der Show akustisch abdämpften, auch hinter der Bühne wurde er von mehreren anderen Auftretenden angegangen. Menschen im Saalpublikum wandten den Israelis den Rücken während des Auftritts zu. Man kam an der Frage nicht vorbei, ob es beim ESC überhaupt möglich ist, Musik und Politik zu trennen, wie es die Veranstalter gerne hätten, da sie den ESC konsequent unpolitisch halten wollen. Wenn aber Musik und Politik getrennt würden, dann dürfte die israelische Künstlerin nicht allein aufgrund der Tatsache, dass sie eben Israeli ist, ausgebuht und angefeindet werden. Das Publikum machte die Veranstaltung damit politisch.
Werbung:Der Grundsatz, stets unpolitisch zu sein, führt auch zu einem sehr rigiden Vorgehen hinsichtlich der Flaggen, die gezeigt oder auch nicht gezeigt werden dürfen. Nur Flaggen von teilnehmenden Ländern dürfen erscheinen. Das bedeutet, und auch das rief starke Kritik hervor, dass nicht einmal Europa-Flaggen gezeigt werden dürfen – und das bei einem dezidiert europäischen Wettbewerb. Seltsam. „Nemo“ gelang es immerhin, eine Flagge der Nonbinären einzuschmuggeln und diese am Ende auf der Bühne zu präsentieren.
Malmö braucht eine Pause.
Kritisiert wurde auch die ARD, die in Malmö in einem schicken Studio unter der Leitung von Barbara Schöneberger über den ESC talkten. Sie gingen dabei aber nicht einmal auf die aktuellen Kriege gegen die Ukraine oder im Gaza-Streifen ein. Auch hier sollte das politische Geschehen radikal herausgehalten werden, was viele Zuschauer heftig kritisierten.
All diese Debatten und zudem die stark erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, die Malmö auch eine Stange Geld kosteten, führten dazu, dass Malmö erst einmal vom ESC Abstand nimmt. „Jag tror att Malmö tar en paus från Eurovision ett tag”, sagte die ESC-Projektleiterin Karin Karlsson nach dem Finale. ”Ich glaube, Malmö nimmt sich für eine Weile eine Pause vom ESC.“ Sollte Schweden den ESC 2025 gewinnen, werde sich Malmö wohl nicht wieder um die Austragung bewerben.
Beitragsbild: Stadt Malmö malmo.se