Neue Welle der Gewalt in Schweden oder Licht am Ende des Tunnels?

Doppelmord in Norrköping

Großer Polizeieinsatz am Mittwoch an einer Schule in Trångsund südlich von Stockholm. Nach Polizeiangaben wurden ein Junge mit einem Luftgewehr angeschossen. Die Polizei klassifiziert dies als „misstänkt mordförsök“ (Verdacht auf versuchten Mord), wie die Sprecherin der Stockholmer Polizei, Helena Boström Thomas mitteilt. Eine Person wurde bereits verhaftet.

Rekrutierung Minderjähriger

Zugleich kam am Dienstag dieser Woche eine Meldung aus Värmland. Einem Elfjährigen wurden im vergangenen Jahr angeblich 150.000 Kronen angeboten, wenn er einen Mordauftrag ausübt. Jetzt wurden vier Verdächtige angeklagt, weil sie den minderjährigen Jungen zu einer schweren kriminellen Tat verleiten wollten, wie die Nya Wermlands-Tidningen berichtet. Auch andere Kinder und Jugendliche in anderen Altersstufen sollten für verschiedene Taten rekrutiert werden. Die geplanten Taten können eingeordnet werden in den Gangkonflikt, der im letzten Jahr entstand, als die Foxtrot-Gang zersplitterte und es in der Folge zu mehreren Morden und Attentaten kam.

Dieser Konflikt sorgte dafür, dass vor allem der September 2023 ein Monat mit vielen Schießereien, Attentaten und Toten war. Dann wurde es wieder etwas ruhiger. Im August diesen Jahres aber kamen wieder mehrere Meldungen über Schießereien – mehrere in Södertälje, aber auch in Malmö flammten Konflikte wieder auf (hier wurde vor wenigen Tagen ein Kind mit einer automatischen Waffe festgenommen, wodurch wohl ein weiteres Attentat verhindert werden konnte) und in Eskilstuna richtete die Polizei nach einer tödlichen Schießerei nun eine Sicherheitszone ein, in der die Polizei Menschen einfacher kontrollieren kann.

Gibt es also erneut eine neue Welle der Gewalt?

Gefühlt ist dem so, aber belegen kann man es noch nicht mit Zahlen. Für die erste Jahreshälfte liegen mittlerweile aber Zahlen vor und die sagen eher, dass es 2024 ruhiger geworden ist. Laut Statistik der schwedischen Polizei sank die Zahl der Schießereien im Zeitraum Januar bis Juli auf 164 im Jahr 2024 im Vergleich zu 227 im Jahr davor. Auch die Anzahl der Toten ist auf 22 gesunken (2023 lag die Zahl bei 29, im Jahr davor sogar bei 42).

Gibt es also Licht am Ende des Tunnels?

Da sollte man vorsichtig sein. Zum einen zeigte eben der August, dass viele Konflikte im Gangmilieu nach wie vor sehr heiß sind und dass – wie das Beispiel Malmö zeigt – sie auch wieder aufbrechen können, nachdem es dort länger ruhiger gewesen ist. Zum anderen ist die Zahl von 164 Schießereien innerhalb von 6 Monaten nach wie vor sehr hoch. Zwar sank die Zahl, dann aber gleich von einer Beruhigung zu sprechen, wäre eher zynisch.

Ob die Tat an der Schule südlich von Stockholm auch im Zusammenhang mit den Gangkonflikten steht, ist noch nicht geklärt.

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