Superhelden wurden sie während der Pandemie genannt. Die in der Pflege tätigen Menschen. Damals wurden in vielen Ländern dieser Welt höhere Löhne, mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen versprochen, so auch in Schweden. Recht viel geschehen ist seitdem aber nicht. Daher sind die im Vårdförbundet organisierten Pflegekräfte seit Dienstag vergangener Woche in den Streik getreten.
Die Verhandlungen im Vorfeld zwischen dem Vårdförbundet, der Gewerkschaft für Pflegepersonal, einerseits und der Arbeitgeberseite andererseits kamen zu keinem Ergebnis. Kernforderung ist eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit für Pflegekräfte und Krankenschwestern. Auch zu verhindern, dass weiterhin so viele Überstunden geschoben werden, ist eine zentrale Forderung. Der Vårdförbundet hatte ausgerechnet, dass seine Mitglieder im vergangenen Jahr drei Millionen Überstunden ableisten mussten.
Kürzere Arbeitszeiten, aber kein Personal für die Pflege
Die Arbeitgeberseite, das sind im Kern die schwedischen Regionen (län), stecken in einem Dilemma. Es herrscht ohnehin Personalmangel, eine Verkürzung der Arbeitszeit würde diesen Mangel verstärken. Neue Krankenschwestern zu gewinnen, ist eine große Herausforderung. Zudem haben die Inflation und damit die gestiegenen Löhne die zur Verfügung stehenden Mittel der Regionen arg strapaziert.
In den Verhandlungen vor Streikbeginn konnte sich keine Seite so bewegen, dass es zu einer Lösung gekommen wäre. Am 4. Juni um 11 Uhr traten dann 2000 Mitglieder des Vårdförbundets in den Streik – von biomedizinischen Analytikern bis zu Krankenschwestern.
„Tyvärr vill arbetsgivarna i Sveriges kommuner och regioner inte förhandla med oss om kortare arbetstid. Men vi ger inte upp“ („Leider wollen die Arbeitgeber der schwedischen Kommunen und Regionen nicht mit uns über kürzere Arbeitszeiten verhandeln. Aber wir geben nicht auf.“), zeigte sich die Vorsitzende des Vårdförbundet Sineva Ribeiro enttäuscht, aber auch entschlossen, als diese erste Streikwelle keine Bewegung in die Verhandlungen brachte. An diesem Dienstag wurde der Streik daher ausgedehnt, weitere 1300 Mitglieder legten ihre Arbeit nieder.
Am Donnerstag wurde von der Streikvermittlerin Gunilla Runnqvist ein Vorschlag an beiden Seiten gereicht. Am heutigen Freitag werden der Vårdförbundet und die Arbeitgeberseite dazu Stellung nehmen. Vielleicht ist der Streik dann vorüber. Oder er geht in eine neue Phase.